AK-Online-Bibliothek: Esoterischer Unsinn

Auf der Seite der Arbeiterkammer Niederösterreich kann man Bücher mit zweifelhaftem Inhalt ausleihen. Grund genug für einen „Offenen Brief“.

 

An die
Presseabteilung der Arbeiterkammer Niederösterreich

Betrifft: Esoterischer Unsinn in der digitalen Bibliothek

Geehrtes Team,

bereits vor knapp zwei Jahren habe ich auf meinem Blog „Gesudere“ veröffentlicht, dass in der digitalen Bibliothek der Arbeiterkammer Bücher mit mehr als zweifelhaftem Inhalt bereitgestellt werden. Als besonders hinterfragenswert darf man wohl zu Recht das E-Book „Heilen mit Zeichen“ bezeichnen, das die „Neue Homöopathie nach Körbler“ beschreibt.

Nach meinen aktuellen Recherchen befindet sich noch immer dieser esoterische Unfug und das in manchen Fällen medizinisch gefährliche Angebot auf dieser offenbar zugekauften Seite.

Da ich bisher dachte, die Kammer für Arbeiter und Angestellte würde ausschließlich seriöse Angebote bereitstellen, ersuche ich um Antworten auf folgende Fragen:

1. Welche Stellungnahme bezieht die Konsumentenschutzabteilung zu diesen Fakten?
2. Wieviel Geld gibt die Arbeiterkammer jährlich aus, damit die Firma „ciando GmbH.“ in München den Inhalt bereitstellt?
3. Wer ist im Rahmen der Arbeiterkammer für die Auswahl der bereitgestellten Bücher verantwortlich?
4. Wo genau auf einer der AK-Seiten befindet sich ein Warnhinweis oder eine Distanzierung von den Inhalten dieses Bibliothekangebots?

Mit freundlichen Grüßen,

Christian M. Kreuziger

 

Die Antwort:

Sehr geehrter Herr Kreuziger,

die digitale Bibliothek ist ein kostenloses Gemeinschaftsangebot aller Arbeiterkammern Österreichs. Die entlehnbaren Werke werden uns, wie Sie bereits richtig festgestellt haben, von der Firma „Ciando GmbH“ zur Verfügung gestellt. Vertragspartner von Ciando und somit für die Verhandlungen im Namen der Arbeiterkammern Österreichs zuständig ist die AK Tirol, die gleichzeitig eine sehr umfangreiche Präsenzbibliothek führt.

Die Arbeiterkammern sind stets darauf bedacht, ihren Mitgliedern ein zeitgemäßes und umfassendes Service zur Verfügung zu stellen. In diesem Sinne betreiben wir für sie diese kostenlose elektronische Bibliothek, die außerdem auch allen in Niederösterreich wohnhaften oder lehrenden Personen sowie SchülerInnen und Studierenden offen steht. Die Bereitstellung der Bücher und Magazine durch Ciando erfolgt in einer Paketlösung, bei der nicht jedes einzelne Buch von uns geprüft werden kann. Es würde jeden vernünftigen Rahmen sprengen, müsste unsere jeweilige Fachabteilung jedes Buch lesen und inhaltlich bewerten.

Darüberhinaus fallen facheinschlägige Fragen des Gesundheitsbereichs nicht in den Zuständigkeitsbereich der Konsumentenberatung, weshalb hier auch keine entsprechende Expertise besteht. Konkrete diesbezügliche Anfragen werden an die dafür vorgesehenen fachlich geeigneten Einrichtungen (etwa Gesundheitsministerium, Patientenanwaltschaften, AGES – österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH oder die BASG – Bundesagentur für Sicherheit im Gesundheitswesen) verwiesen. Wir ersuchen daher um Verständnis, dass wir aus Sicht der Konsumentenberatung keine entsprechende Einschätzung zu derartigen Werken abgeben können.

Natürlich sind Bücher, die gegen geltendes Recht verstoßen oder zu strafbaren Handlungen aufrufen, in unserer Bibliothek fehl am Platz. Generell sehen wir jedoch die Aufgabe der AK nicht als „Zensurbehörde“. Man kann – und soll sogar – zu Büchern eine persönliche Meinung haben, über sie diskutieren, ihre fachliche Richtigkeit, „Political Correctness“ oder ideologische Wünschbarkeit hinterfragen. Unser Ziel ist deshalb ein mündiger Leser und eine mündige Leserin, die sich selbst ein Bild machen können.

Mit freundlichen Grüßen

Günter Karner, MSc
Leiter der Abteilung Lehrausbildung und Bildungspolitik

Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich

 

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2 Kommentare zu "AK-Online-Bibliothek: Esoterischer Unsinn"

  1. Oiso des übliche wischiwaschi….sprich anbieten wollen wir, zahlen nix dafür und überprüfen schon gar net äh ja typisch österreichisch halt.
    Tip an die AK. Wenn ihr schon nicht verantwortlich sein wollt für die Bücher, dann lasst das mit der Onlinebibliothek sein und gebt lieber Gutscheine für Gratismitgliedschaften in öffentlichen Bibliotheken aus. Oder Wertgutscheine für den guten alten Buchhändler ums Eck.
    Da hättet ihr echt eine gute Tat damit getan. 1. nehmen die Leute endlich wieder Bücher in die Hand anstatt das Hand und 2. schafft ihr Arbeitsplätze in Druckereien und Buchläden.

  2. Wie mir zu Ohren kam, werden sogar auf der Uni Kurse über diesen Nonsense abgehalten….

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